„Der Geschichtsunterricht ermöglicht Schülerinnen und
Schülern, sich mit den politischen, wirtschaftlichen,
rechtlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Bedingungen
zu beschäftigen, in deren Rahmen die Menschen in der
Vergangenheit ihr Leben gestalteten. In ihm eröffnet sich
die Chance für Heranwachsende, sich darüber klar zu
werden, dass der Mensch und die ihn umgebende Welt
nur aus der Geschichte heraus zu erklären und zu
begreifen sind. Dabei wird der Zusammenhang zwischen
den zeitlichen Dimensionen Vergangenheit, Gegenwart
und Zukunft deutlich. Historische Bildung vermittelt damit
das Wissen um die geschichtliche Begründung der
menschlichen Existenz im Allgemeinen wie auch der
eigenen, das heißt Geschichtsbewusstsein wird entwickelt.
Der Geschichtsunterricht im Sinne historischer Bildung
schafft die Voraussetzung für historisches Fachwissen.
Dies benötigen junge Menschen, um als mitdenkende und
aktiv handelnde Staatsbürgerinnen und Staatsbürger
unsere komplexe Welt verstehen, beurteilen, kritisch
betrachten, verantwortungsvoll mitgestalten, modifizieren
und sinnvoll zukunftsorientiert planen zu können.
Sachbestimmtes, historisches Grundwissen ist
unerlässlich für die politische Bildung.
Im Geschichtsunterricht erhalten die Schülerinnen und
Schüler die Gelegenheit, sich mit Begriffen und
Erscheinungsformen von Macht und Gewalt auseinander
zu setzen. Dies reicht vom staatlich bestimmten
Gewaltmonopol zur Erhaltung der freiheitlich
demokratischen Grundordnung bis zur Beseitigung der
menschlichen Grundrechte und der physischen
Vernichtung von ethnischen Gruppen. Daneben ist auch
die Beschäftigung mit kulturhistorischen Aspekten des
menschlichen Zusammenlebens wesentlicher
Bestandteil des Geschichtsunterrichts.
Im Fach Geschichte sollen vielfältige personale und
soziale Kompetenzen erworben werden. Zunächst geht
es im Geschichtsunterricht darum, dass die Schülerinnen
und Schüler ihre eigene Subjektivität erfassen, ihre
persönliche Biografie verstehen und für ihre Subjektivität
Position beziehen.
Auf dieser Grundlage trägt der
Geschichtsunterricht dazu bei, dass die Schülerinnen
und Schüler Neugier auf Fremdes und Unbekanntes
entwickeln. Er vermittelt die Fähigkeit, Neues
wahrzunehmen und zu tolerieren. Mit der Akzeptanz
anderer Positionen wird auch der eigene Standpunkt
relativiert. Auf dieser Basis sind die Schülerinnen und
Schüler bereit und fähig, Konflikte auszuhalten, zu lösen
und Verantwortung für das eigene Handeln in der
gegenwärtigen Gesellschaft zu übernehmen.
Zur Umsetzung dessen muss es ihnen gelungen sein,
die Vielfalt menschlichen Handelns in der Geschichte zu
erfassen, ideologiekritisch zu erarbeiten, zu bedenken
und daraus individuelle Konsequenzen zu ziehen.
Der Geschichtsunterricht vermittelt zudem die
Fähigkeit, den Entscheidungsfreiraum des Individuums
im Sinne von Selbst- und Mitbestimmung zu erkennen.“
Auszug aus dem Bildungsplan 2004 für Realschulen.